Die Deutsche Bahn AG hat im April 2024 in Stephanskirchen ihre nun abgeschlossene Planung zum Brenner-Nordzulauf der Bevölkerung der betroffenen Gemeinden in einer „Sprechstunde mit Planausstellung“ vorgestellt. Bei dieser Planungsvorstellung wurde jedoch auf eine technokratische und unpersönliche Ebene der Informationspflicht genüge getan.
Eine Diskussion über das „Ob“ (sprich: „eine Alternative zur Neubautrasse“) wurde bereits im Vorfeld aus den Sprechstunden genommen. Es sollte nur über das „Wie“ gesprochen werden. Dass die Bahner immer wieder betonten, nur im Auftrag der Politik zu planen, sollte Diskussionen mit Vertretern der Bürgerinitiativen von Grund auf abwürgen. Gespräche zur Prüfung der vorgeschlagenen Alternativvariante, die auf den nachhaltigeren, billigeren und schnelleren Ausbau der Bestandsstrecke abzielt, wie von den Bürgerinitiativen vorgeschlagen, wurde dadurch von vorneherein unterbunden.
Es ist aber wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger sich von Planern wie auch Politikern gehört und respektiert fühlen. Dass ihre Ängste und Sorgen gehört werden, insbesondere bei so bedeutenden Planungen wie dem Brenner-Nordzulauf. Es wäre hilfreich, wenn die Bahnplaner auf die Bedenken und Anliegen der Bürger eingehen würden, um ein besseres Verständnis und eine konstruktive Zusammenarbeit zu fördern. Das war bei diesen Veranstaltungen leider nicht der Fall.
Durch rhetorisch hervorragend geschulte Mitarbeiter wurden die wesentlichen Fragen der Bürgerinnen und Bürger zum Flächenverbrauch, insbesondere während der Bauphase, zu Aufstellflächen, Abtransport und Zwischenlagerungen von Aushub, Grundstücksverkauf und drohender Enteignung nur oberflächlich und unzureichend beantwortet. Durch die Konzentration auf Einzelgespräche versuchten die Bahnmitarbeiter gezielt Eskalation mit potenziell geschädigten Personen zu verhindern. Immer wieder wurde das Placebo „mit dem Tunnel wird es schon nicht so schlimm, es bleibt ja alles unter der Erdoberfläche“ verteilt. Der Argwohn, die Ängste und Besorgnisse der Betroffenen konnten jedoch durch diese aalglatt und empathielos durchgezogene Veranstaltung nicht genommen werden. Im Gegenteil, beim Verlassen der Aula der OPS konnte man erschrockene, besorge und auch verzweifelte Gesichter sehen.
Die Veranstaltung in Stephanskirchen war zwar gut besucht, aber trotzdem haben sich viel zu wenig betroffen Bürgerinnen und Bürger über die gigantischen Ausmaße des Projektes informiert. Denn nicht nur die Bewohner die unmittelbar betroffen sind, deren Grundstücksflächen kurzzeitig oder dauerhaft entzogen werden, sind von dem Bauwahnsinn betroffen, sondern alle, die in der Region wohnen. Durch Lärm, Staub, Dreck und Verkehr wird die Lebensqualität unserer Gemeinde und unseres Landkreises über Jahrzehnte deutlich leiden. Die Meisten, die jetzt noch glauben, sie wären davon nicht betroffen, werden es erst merken, wenn die Bohrer, Bagger und Lkws rollen, wenn es zu spät ist, sich zu wehren.
Mögen die Verantwortlichen von Bahn und Politik uns weismachen, dass die Entscheidung für den Brenner-Nordzulauf unabwendbar ist. Es ist jedoch noch nicht zu spät. Die Entscheidung fällt erst 2025 im Bundestag. Bis dahin müssen wir um unsere Heimat und gegen diesen (Bahn)Wahnsinn kämpfen und hoffen, dass doch noch etwas Vernunft und Einsicht vom Himmel fällt.
Stephan Mayer
Fraktionssprecher Parteifreie Bürger Stephanskirchen e.V.